CLT-Kapazitäten und -Produktinnovationen weltweit noch lang nicht am Ende

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Fordaq
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Über Perspektiven in der CLT-Produktion diskutierten im Rahmen des Ligna Forums Digital vier Branchenkenner, die dabei auf die Potenziale bei Technik, Produktentwicklung und Absatzmärkten für die immer beliebter werdenden Bauelemente aus Holz, eingingen. 3,5 Mio. m3/J CLT-Kapazität sind derzeit global vorhanden und schon bald werden weltweit 5 Mio. m3/J mit 130 Produktionslinien produziert werden können.

Zum Auftakt der illustren Runde bat Dominik Wolfschütz, Referent für Märkte und Konjunktur beim VDMA um eine Prognose der Kapazitätsentwicklungen in den kommenden Jahren. Robert Falch, Geschäftsführender Gesellschafter bei Minda Industrieanlagen, ist sich sicher, dass sich der Trend zur Ökologie und Nachhaltigkeit weiterhin zugunsten der CLT-Branche auswirken wird, sofern der strukturelle Wandel auf der Rohstoffseite diese Entwicklung nicht zu sehr bremst. Bisher treiben jedoch auch Kalamitäten und Corona die Investitionswilligkeit eher an. Kapazitäten dürften primär nah am Rohstoff noch hinzukommen, wobei Russland angesichts der hohen Ressourcenverfügbarkeit vergleichsweise wenig aufstocken wird. Zentraleuropa bleibt ein Hotspot, Nordamerika dürfte etwas hinter den eigenen Ambitionen hinterherhinken. In Südamerika, Asien und Afrika erwartet Falch den Bau einiger kleinerer Werke. Und in Ozeanien dürften die gerade in Bau befindlichen Kapazitäten vorerst den Bedarf decken.

Auf die Frage, ob der derzeitige „Investitionshype“ noch ein gesundes Ausmaß habe, schloss Dr. Christian Fild, President von Henkel Switzerland, jegliche Möglichkeit einer Übersättigung aus, da die Nachfrage weiterhin zunehmen wird und die Kapazitäten kaum hinterherkommen. Er betonte, dass sich CLT innerhalb von 25 Jahren von einer Innovation zu einem Industrieprodukt höchster Güte entwickelt hat und erst die nächsten 5 bis 10 Jahre mit darauf basierenden Produkten den eigentlichen Innovationssprung mit sich bringen dürften.

Die künftigen Werksgrößen siedelte Dr. Otto Leible, Leiter Technical Competence Center bei Weinig, in Mitteleuropa bei 50.000 m3/J aufwärts an – mit einer Tendenz zu 75.000 bis 100.000 m3/J. In Ozeanien liegen die Kapazitäten derzeit bei 30.000 bis 50.000 m3/J. Und in den übrigen Regionen rechnet Leible künftig mit einer Mindestkapazität von 10.000 bis 25.000 m3/J zum Einstieg mit einfacherer Technik und bei langsamer Markterschließung.

Die ins Geschäft einsteigenden Unternehmen stammen laut Falch primär aus der Sägeindustrie und dem Ingenieurholzbau aber auch andere, branchenfernere Unternehmen zeigen sich oft interessiert. Potenzial, insbesondere vor dem Hintergrund, dass CLT von einer Marktperspektive profitiert, sieht Fild überwiegend in der Integration in Ingenieur- und Planungsdienstleistungen. Außerdem bemerke er, dass ein langsamer Ausbau oft eher zum Ziel führe als der Bau eines riesigen Werks, ohne zuvor im kleineren Maßstab Erfahrung gesammelt zu haben. Leible sieht darüber hinaus, dass die Branche stark von Digitalisierung profitieren kann – insbesondere, wenn sie den auftragsbezogenen Markt für sich entdeckt. Dass die digitale Planung in den kommenden 5 Jahren einen Sprung machen wird, davon ist Fild überzeugt. Damit entfällt dann nach und nach auch das Dilemma zwischen effizienter und flexibler Produktion.

In Puncto Klebstoff dürften sich die Anforderungen mit der Zeit von den bekannten – geringe Auftragsmenge, gute Verarbeitbarkeit, geringe Emissionen – zu einer viel differenzierteren Spezialisierung der einzelnen Produkte, etwa an die Baumart angepasst oder auf den Einsatz, beispielsweise die Schmalflächenverklebung bei tragenden Elementen, entwickeln. Und auch die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Brandschutz“ werden immer stärker bedient werden, prognostizierte Fild. Weiteres Potenzial sieht er bei der Entwicklung völlig neuer Verbindungsmöglichkeiten. Die Runde war sich außerdem einig, dass Kooperationen in der Entwicklung künftig erfolgsentscheidend sein werden.

Auf der Produktseite haben die Hersteller sowohl die Kombination unterschiedlicher Baumarten auf dem Schirm, als auch die Funktionsintegration in Hybridelementen, etwa zwecks Isolierung, versicherte Falch. Minda führt zudem bereits Versuche durch, um auch den Anlagenbau selbst in Holz zu realisieren.

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