Die Initiative Laubholz+ des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands (DeSH) hat das Ziel, die künftig verstärkt zur Verfügung stehenden Laubholzarten aus deutschen Wäldern einer möglichst breiten und tiefen Wertschöpfung zuführen zu können. Dazu sollen entsprechende Aktivitäten in der Presse- und Öffentlichkeits-, in der politischen Arbeit sowie im Bereich Forschung & Entwicklung unter einem Dach gebündelt werden. Im Rahmen einer kürzlich veranstalteten Online-Pressekonferenz erklärten die Initiatoren ihre Beweggründe, Hürden und Ansatzpunkte genauer und diskutierten diese mit Vertretern angrenzender Branchen. Die hochkarätig besetzte Veranstaltung stellte klar, dass die bereits umfassenden und künftig – auch aus politischem Interesse – noch verstärkten Forschungsbemühungen nicht an der Entwicklungsphase scheitern dürfen.
Die Begrüßung übernahm Michael Nied, Sprecher für Laubholz im DeSH-Vorstand, und riss darin kurz die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Laubholz an. Während ihr Anteil in den Wäldern durch gezielte Aufforstung zunimmt und sie in einigen Jahrzehnten einen erheblichen Anteil an der Holzernte haben werden, ist ungewiss, welche Baumarten es im Klimawandel genau schaffen werden, werden insbesondere Flächen mit hiebreifen Laubbäumen zum Zwecke des Artenschutzes aus der Nutzung genommen und die Verarbeitungskapazitäten stetig reduziert. Hinzu kommt ein schwindendes Interesse und Know-how auf der Verarbeitungs- und Verbraucherseite.
In welchen Bereichen letztere Herausforderung mit gezielten Maßnahmen gemeistert werden könnten, zeigte Dr. Marcus Knauf, Inhaber der Beratungsfirma knauf.consulting, in seinem Impulsvortrag zu Marktpotenzialen für heimisches Laubholz auf. Als ein Einsatzgebiet nannte er die Holzwerkstoffindustrie, die etwa 70% ihres Rohstoffbedarfs mit Laubholz zu decken vermag und von geringerem VOC-Aufkommen sogar profitieren kann. Bei den Fenstern und Haustüren ergaben Knaufs bisherige Studien, dass heimische Laubhölzer sowohl Tropen- als auch Nadelholz in nennenswertem Maß ersetzen können, Kunststoff eher weniger. Fußböden wiederum hätten es einerseits preislich schwer, bieten jedoch auch weniger dauerhaften Holzarten, wie Ahorn und der auch leicht beliebter werdenden Esche, Einsatzmöglichkeiten. Für die Nutzung im Außenbereich ist nach Ansicht Knaufs bereits reichlich Forschung erfolgt, im Gang aber auch noch nötig.
Damit all diese Märkte dem Mehr an Laubholz künftig offenstehen, ergreift der DeSH im Rahmen von Laubholz+ verschiedene Maßnahmen, die Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt vorstellte. Zum einen gelte es, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern, damit zu den 100 seit dem Jahr 2000 verlorengegangenen Laubholzbetrieben keine mehr hinzukommen. Kurzfristig will der Verband die Verwendung in den klassischen Anwendungsbereichen, darunter Innenausbau, Verpackung und Bahnschwellen, steigern aber auch langfristig den Einsatz insbesondere der bei Laubhölzern einen höheren Anteil ausmachenden Krone und Sägenebenprodukte etwa in der Bioökonomie aber auch energetischen Verwertung voranbringen. Dazu sollen F&E ebenso hochgefahren werden, wie Kommunikation und Marketing, wozu die einzelnen Betriebe dringend konzertiert ins Boot geholt werden sollen. So laufen derzeit die Bemühungen, das konkrete Treibhausgaseinsparpotenzial verschiedener Laubhölzer zu beziffern, um damit besser argumentieren zu können.
Ziel müsse es sein, eine planbare Versorgungs- und Absatzperspektive zu schaffen. Hierzu will der DeSH auch andere Branchen entlang der Wertschöpfungskette in die Initiative Laubholz+ integrieren. Seitens der Verbandsvertreter in der abschließenden Diskussionsrunde findet dieses Vorhaben große Akzeptanz. So sicherte AGDW-Geschäftsführerin Dr. Irene Seling die Unterstützung der privaten Waldbesitzer zu. VDM-Geschäftsführer Jan Kurth lud zum runden Tisch, um gemeinsam Laubhölzer zu finden, deren industrietaugliche Lieferbarkeit und Anklang beim Kunden wahrscheinlich sind. Im Rahmen der Runde wurden hierzu Esche und Birke andiskutiert. Uwe Halupczok von der Studiengesellschaft Holzschwellenoberbau zeigte das Potenzial in seinem Bereich auf und Christina Reimann, Leiterin der DeSH-Fachberatung, erklärte, dass sich die F&E nicht einzig auf Buche und den Holzbau konzentrieren dürfe. Einig war man sich am Schluss, dass es tiefergehender Gespräche im großen Rahmen bedarf und bei all der Forschung auch der Unternehmergeist nicht zu kurz kommen darf.