Im Rahmen von Untersuchungen zum aktuellen Schadgeschehen bei der Eiche wurden unter anderem in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen Bakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae nachgewiesen, denen eine pathogene Rolle beim Eichensterben zugeschrieben wird. Diese Erkrankung wird als „Akutes Eichensterben“ (Acute Oak Decline = AOD) beschrieben und ist eine komplexe Erkrankung der Eichen (Quercus sp.), die erstmals 2008 im Vereinigten Königreich beobachtete wurde und mit Schleimflussflecken verbunden ist.
Prädisponierend für das AOD sind abiotische Faktoren (Temperatur und Niederschlag). Ausgelöst wird die Erkrankung durch einen Befall mit Insekten, vor allem dem Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus), und einen Komplex von Bakterienarten, hauptsächlich Brenneria goodwinii, Gibbsiella quercinecans und Rahnella victoriana. Dem Befall mit Prachtkäfern und diesen Bakterien geht anscheinend eine abiotischen Schwächung der Eichen durch Wassermangel voraus. Darüber hinaus können verschiedene pilzliche oder pilzähnliche Schaderreger an den Absterbeprozessen beteiligt sein. Viele betroffene Bäume sterben nach drei bis fünf Jahren ab. Einige konnten sich aber auch wieder davon erholen.
Mittlerweile geht man davon aus, dass die Bakterien des polybakteriellen Syndroms AOD auch im Festlandeuropa und im Nahen Osten verbreitet sind. So wurden die assoziierten Bakterienarten bereits in der Schweiz, in Spanien, Lettland, Polen und Frankreich nachgewiesen.
In Deutschland wurden seit dem Dürre- und Hitzejahr 2018 verstärkt Vitalitätsverluste und Absterbe- erscheinungen bei Stiel- und Traubeneichen (Q. robur und Q. petraea) beobachtet, die mit dem Befall durch Hallimasch, Diplodia corticola und/oder Eichenprachtkäfern assoziiert waren. Bei Untersuchungen in vitalitätsgeschwächten Eichenbeständen mit typischen Symptomen des AOD wurde der Haupterreger des AOD B. goodwinii zusammen mit G. quercinecans und R. victoriana erstmals 2022 in Deutschland in Bayern und 2023 in Thüringen nachgewiesen. Im Frühsommer 2024 konnte die NW-FVA das Vorkommen der Bakterien B. goodwinii und G. quercinecans auch in Eichenbeständen Sachsen-Anhalts sowie in Niedersachsen bestätigen. B. goodwinii wurde sowohl an stark geschädigten, absterbenden Stieleichen als auch an Roteichen (Q. rubra) nachgewiesen.