Holztag Klagenfurt – Die Krise ist noch nicht vorbei

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IHB Morasso / IHB MK
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Am 5. September fand im Rahmen der Internationalen Holzmesse Klagenfurt der Internationale Holztag Klagenfurt statt. Ein Ergebnis war, dass die gegenwärtige Krise des europäischen Holzmarktes nicht vorbei ist. Aus österreichischer Sicht herrscht auf dem italienischen Absatzmarkt Stagnation, die wohl noch einige Zeit andauern wird. Ein Grund dafür sei die begrenzte Verfügbarkeit von Rundholz  und die Verlangsamung des Exports, ein anderer ein strukturelles Problem, verursacht durch das Ländersystem.

Der Ökonom Dr. Bernhard Felderer, Präsident des österreichischen Fiskalrates, hat die makroökonomische Situation in Europa untersucht und bezeichnet sie als widersprüchlich. In der ersten Jahreshälfte 2014 wiesen Frankreich und Italien schwache Bruttoinlandsprodukte auf, letzteres sogar unter Null, was ein Ausdruck der Rezession sei. Deutschlands und Österreichs BIPs lagen im zweiten Quartal um Null. Lediglich Griechenland und Spanien zeigten Zeichen der Erholung , so Felderer.

Die US-Wirtschaft erwarte in diesem Jahr ein Wachstum im Bereich von 3%. Dies bestätige die Unfähigkeit der Euroländer, mit der Krise umzugehen. Wenn es dort Wachstum gebe, dann nur stellenweise, und es werde gestört durch die langsame Entwicklung in Ländern wie Frankreich und Italien, und in den vergangenen Jahren Spanien, Griechenland oder Portugal. Diese Probleme bringe die gesamte Eurozone in die Rezession, sagte Felderer. Lediglich die Länder außerhalb der Eurozone zeigten ein kontinuierliches Wachstum, wie Großbritannien oder Skandinavien. Als Hauptursache für die schwierige Situation in Europa identifizierte Felderer insbesondere in Italien zu hohe Arbeitskosten. Andere Länder seien flexibler und hätten niedrigere Arbeitskosten. Die Steuer seien in allen Ländern zu hoch. Unternehmer wandern in Länder ab, die niedrigere Steuern böten. Es gebe einen Mangel an Bankkrediten und die Staaten hätten nicht genug Eigenkapital.

Auf der anderen Seite sehe es beim Primärdefizit Italiens beruhigend aus. Das Land hat einen Außenhandelsüberschuss, der die Wirtschaft stärke. Andere Länder wie Deutschland erleben eine Verlangsamung ihrer Exporte. Auf der ganzen Welt herrsche derzeit eine gewisse Untentschlossenheit: von Asien über den Mittleren Osten über Russland bis nach Amerika, nirgendwo herrsche die Bereitschaft zu langfristigen Investitionen.

Dr.Christoph Kulterer, Präsident der Österreichischen Holzindustrie, sagte, dass Investitionen in Technologie der Industrie geholfen hätten, zahlreiche weiterverarbeitete Produkte zu entwickeln. Trotz der niedrigeren Nachfrage könnte sie so ihren Produktionslevel halten.

In den vergangenen fünf Jahren habe sich die Nachfrage nach österreichischen Holzprodukten in Italien um 50% reduziert. In den ersten fünf Monaten 2014 habe es erstmals wieder eine Erholung gegeben. Von Januar bis Mai seien die österreichischen Exporte um 2,3% gestiegen. Nach Italien waren es 8%, nach Deutschland 26,8%, in die USA 141%. Dagegen sind die Exporte nach Asien um 26,4% zurückgegangen, die in die Levante um 2,5%. Die Lieferungen in den Rest von Europa haben um 22,2% angezogen. Der Rundholzpreis betrug im August 2014 im Schnitt 102,97 EUR/fm. Im Juli 2013 waren es 100 EUR/fm, so Kulterer.

Die österreichische Holzproduktion sei derzeit die viertgrößte in Europa und habe Finnland überholt. Dort sei die Produktion wegen ausbleibender Rundholzlieferungen aus Russland rückläufig.

Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des österreichischen Holzhandelsverbandes,  blickte ebenfalls mit Sorgenfalten auf die Situation in Italien. Jedoch sei auch in Österreich der Verbrauch zurückgegangen und die Arbeitslosigkeit gestiegen. 2014 sei im österreichischen Bauwesen 5% weniger Holz verbraucht worden zugunsten von preisgünstigeren Baustoffen. Um solchen negativen Entwicklungen abzuhelfen forderte Torgersen Regierungsinitiativen. Als Beispiele nannte er die „Buy-to-Help“- Initiative in Großbritannien, die garantierte Kredite vergibt und die „Wooduse“-Initiative in Japan, die nachhaltiges Bauen fördert.

Dr. Domenico Corà, der Vorsitzender des italienischen Holzhandelsverbands Fedecomlegno, sagte, 2014 gebe es bisher keine guten Signale aus Italien. Die Bautätigkeit ist um 5% zurückgegangen, im Vergleich zu 2012 sogar um 10%. Für 2014 werden 58.000 Baugenehmigungen erwartet, das sei weit entfernt von den 305.000 Genehmigungen des Jahres 2005. Darüber hinaus sei die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal 2014 um 6% gestiegen. Bankkredite seien dagegen um 10% teurer geworden.

Corà sagte, 2014 werde sicher schlechter als 2013 und ward bei den österreichischen Handelspartnern um Verständnis und Geduld. Er hoffe, dass die Sägewerke nicht aufgrund der schwierigen Versorgungslage die Preise erhöhten. Dies würde wohl die langsame Erholung in Italien abwürgen.

Abschließend sahen die Teilnehmer die österreichisch-italienische Partnerschaft gestärkt. Es seien in Italien jedoch dringend Strukturreformen nötig, insbesondere, was die Forstwirtschaft, die Logistik in Süditalien und die wirtschaftliche Angleichung der Landesteile betreffe. Dann sehe man Chance, dass Italien ein Drehkreuz für den Handel im Mittelmeerraum und nach Übersee werde.

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